Gegen Microsoft – EU geht Wettbewerbsbeschwerde von Cloud-Anbietern nach

Der EU-Cloudbetreiber-Verband CISPE hatte sich über Microsofts Geschäftsgebaren beschwert. Nun geht die EU den Vorwürfen nach – zunächst mit einem Fragebogen.

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(Bild: Tommy Lee Walker / Shutterstock.com)

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Die Wettbewerbsaufsicht der EU geht Beschwerden europäischer Cloud-Anbieter gegen Microsoft nach und erkundigt sich mit einem Fragebogen bei den Anbietern nach Microsofts Geschäftsgebaren. Hintergrund ist der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung gegen das US-Unternehmen aus Redmond, den der Branchenverband Cloud Infrastructure Service Providers in Europe (CISPE) im November letzten Jahres erhoben hatte.

Microsoft hatte zuvor im Oktober geänderte Vertragsklauseln und weitere Bedingungen bei der Nutzung seiner Azure-Cloud in den EU-Rechenzentren seiner Mitbewerber durchgesetzt, an denen sich die CISPE-Mitglieder gestört hatten. Wie die Nachrichtenagentur Reuters nun meldet, sollen die CIPSE-Mitglieder der EU-Behörde mitteilen, welche Daten sie an Microsoft vertraglich übermitteln müssen.

Dieser Fragebogen, der Reuters laut dem Bericht vorliegt, erkundigt sich nach speziellen Klauseln, die bei Verträgen zwischen einem Cloud-Anbieter in der EU und Microsoft ersteren dazu verpflichten, Daten seiner Kunden an die US-Firma weiterzugeben. Ein EU-Sprecher teilte dazu mit, die Aufsicht gehe mehreren Beschwerden gegen Microsoft nach, darunter auch gegen dessen Cloud-Angebot Azure, und folge dabei dem Standardvorgehen.

Konkret will die Aufsicht wissen, wie oft Daten zu übermitteln sind, welchen Zeitraum die Daten umfassen, in welchem Format zu berichten ist und ob die Daten direkt an Microsoft oder zunächst an eine dritte Prüfinstanz gingen. Außerdem sollen die Befragten angeben, ob vertraglich oder anderswie angekündigte Sanktionen bei Missachtung der Klauseln drohen. Eine weitere Frage zielt darauf, ob Microsoft sich mit den übermittelten Daten direkt an den Kunden des Vertragspartners gewendet haben könnte. Der Fragebogen sollte bis zum Ende der vergangenen Woche zurückgesandt werden.

Die Mitglieder des CISPE-Verbands hatten sich im November beschwert, Microsoft baue gezielt Hürden auf, damit etwa eigene Software wie Office 365 auf fremden Cloud-Plattformen nicht richtig funktioniere und Kunden deshalb möglichst direkt bei Microsoft hosten lassen würden. Zu CISPE gehören nicht nur EU-Firmen, sondern auch das US-Unternehmen Amazon mit seiner Cloud-Sparte AWS. Kartellbeschwerden ähnlicher Art gegen Microsoft gab es schon zuvor. Reuters berichtet weiter, die US-Firma habe CISPE bereits ein Angebot unterbreitet, um den Streit beizulegen. Gespräche dauerten derzeit an, habe eine anonyme Quelle Reuters mitgeteilt. Microsoft ist derzeit bemüht, eine drohende kartellrechtliche Untersuchung durch die EU wegen Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden, die sich gegen seine Videokonferenz-Komponente Teams richten könnte.

(tiw)