Drucker: HP sperrt mal wieder Dritthersteller und ihre Toner aus

Wer einen HP-Drucker nutzt oder kaufen will, kann sich sicher sein: HP versucht mit allen Mitteln, Leuten seine teuren Toner aufzuzwingen.

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(Bild: HP)

Lesezeit: 4 Min.

HP verteilt seit dem Jahresanfang wieder Firmware-Updates für zahlreiche Drucker, die dann das Drucken mit Tonerkartuschen von Drittherstellern unterbinden. Die Drucker spucken dann folgende Warnung aus, wenn sie eine Fremdkartusche entdecken: "Die angegebenen Patronen wurden von der Druckerfirmware gesperrt, weil sie einen Nicht-HP-Chip enthalten. Dieser Drucker funktioniert nur mit neuen oder wiederverwendeten Patronen, die einen neuen oder wiederverwendeten HP-Chip enthalten […]"

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HP argumentiert mit Sicherheitsbedenken und nennt das Feature "Dynamic Security": "Dynamic Security beruht auf der Fähigkeit des Druckers, mit den Sicherheitschips oder elektronischen Schaltkreisen in den Patronen zu kommunizieren. HP setzt dynamische Sicherheitsmaßnahmen ein, um die Qualität unserer Kundenerfahrung zu schützen, die Integrität unserer Drucksysteme zu wahren und unser geistiges Eigentum zu schützen."

Für die Erkennung kommen Identifikationschips in den Kartuschen zum Einsatz. Diese bestehen üblicherweise aus einem simplen Mikrocontroller mit integriertem nichtflüchtigem Speicher, auf dem die verschlüsselten Keys für die Hardware-Erkennung liegen. Andere Hersteller wie Canon verwenden solche Identifikationschips ebenfalls, bauen bislang aber keine Blockaden für Drittanbieter ein.

Schon seit dem Jahr 2016 versucht HP immer wieder, mithilfe von Firmware-Updates Drittanbieter-Toner in seinen Druckern zu blockieren und die Kundschaft so zur Nutzung der eigenen Toner zu zwingen. Die Blockaden wurden früher weniger offensiv kommuniziert – Drucker beschwerten sich da etwa über beschädigte Kartuschen. Schon mehrmals ruderte der Hersteller zurück, unter anderem aufgrund von Sammelklagen in den USA.

In bisherigen Vergleichen einigte sich HP auf Strafzahlungen von bis zu 1,5 Millionen US-Dollar. Im Vergleich zu den Umsätzen sind das allerdings nur Tropfen auf einem heißen Stein: Im ersten Quartal 2023 etwa hat HP 13,8 Milliarden US-Dollar umgesetzt, davon 4,6 Milliarden US-Dollar mit Druckern und Tonern. 500 Millionen US-Dollar blieben unternehmensweit als Nettogewinn übrig.

Auf Produktseiten macht HP schon seit Jahren auf seine Blockaden aufmerksam. Früher stand dort etwa: "Nur zur Verwendung mit Druckkartuschen mit HP-Originalchip vorgesehen. Kartuschen mit einem Nicht-HP-Chip funktionieren möglicherweise nicht und Kartuschen, die heute funktionieren, funktionieren möglicherweise in Zukunft nicht mehr."

Heute lautet die Standardanmerkung: "Regelmäßige Firmware-Updates erhalten die Wirksamkeit dieser Maßnahmen aufrecht und blockieren Kartuschen, die zuvor funktionierten."

Meldungen über Firmware-Updates mit den Toner-Blockaden tauchen seit Anfang 2023 wieder auf, auch für bereits eingestellte Modelle wie dem Officejet Pro 6968, wie die Webseite Arstechnica festgestellt hat. Potenziell betroffen sind alle Geräte mit einem e-Suffix oder mit dem Anhang "E-All-in-One".

Auf den entsprechenden Produktseiten steht stets, dass Dynamic Security aktiv ist. Eine HP-Support-Seite führt eine Liste betroffener Drucker auf, allerdings fehlen manche eingestellte Geräte: Officejet 6950, Officejet Pro 6230, 6810, 6820, 6830, 6970, 7740, 8210, 8610, 8620, 8630, 8640, 8660, 8700, X451dn/dw, X476dn/dw, X551dw, X576dw, PageWide-Drucker der Serien 300, 400 und 500.

Um die Sperre zu umgehen, kann man die automatischen Firmware-Updates deaktivieren beziehungsweise gezielt alte Firmware-Versionen auf einen Drucker aufspielen. Das geht allerdings mit einem tatsächlichen Sicherheitsrisiko einher, denn HP behebt mit den Updates auch echte Sicherheitslücken.

Allein im vergangenen halben Jahr berichteten wir viermal über teils kritische Sicherheitslücken in HP-Druckern, die etwa die Ausweitung der Systemrechte und das Einschmuggeln von Schadcode erlauben.

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(mma)