Mögliche Konkurrenz für Apple, Qualcomm & Co.: ARM baut Hardware-Team auf

Um ein größeres Stück vom Kuchen abzubekommen, tritt ARM womöglich in den Prozessormarkt ein. Das würde die Dynamik beeinflussen.

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Bisher gibt es nur Render-Bilder von ARM-Chips, weil die Firma nur "Plattformen" lizenziert, aber keine eigene Prozessoren in Serie herstellt.

(Bild: ARM)

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Smartphones und Notebooks könnte es künftig nicht nur mit ARM-Architektur, sondern mit kompletten Prozessoren von ARM geben. Derzeit baut die Firma ein Hardware-Team innerhalb des Teams "Solutions Engineering" auf, das Prozessoren – sogenannte Systems-on-Chip (SoCs) – für andere Hersteller entwerfen soll.

Bisher lizenziert ARM die gleichnamige CPU-Architektur oder komplette Logikblöcke wie CPU-Kerne und GPUs an Firmen wie Apple, Qualcomm und Mediatek, die damit eigene Prozessoren entwerfen und bei Chipauftragsfertigern wie TSMC und Samsung produzieren lassen.

Schon seit Jahren versucht ARM, den eigenen Umsatz zu erhöhen, auch für eine gute Bewertung in Vorbereitung auf einen geplanten Börsengang. Die bisherigen Lizenzabkommen sehen prozentuale Abgaben vor, die sich an den SoC-Preisen orientieren. Verglichen mit den Milliarden pro Jahr produzierten ARM-Chips sind ARMs Umsätze gering: Im vorigen Quartal setzte das Unternehmen 746 Millionen US-Dollar um.

Zuletzt versuchte ARM, das Lizenzmodell so zu ändern, dass Hersteller die Kosten an die Gerätepreise koppeln müssen. Derzeit läuft ein Gerichtsverfahren mit Qualcomm, der gegen das Vorgehen klagt.

Das Angebot eigener Prozessoren wäre eine zweite Möglichkeit, die eigenen Geldeinnahmen zu erhöhen. Über die Pläne berichtet die Financial Times unter Berufung auf hochrangige (ungenannte) Industriequellen. Demnach hat ARM Ende 2022 an der Entwicklung seines fortschrittlichsten Chips begonnen, der künftig bei TSMC oder Samsung produziert werden soll.

Bisher hat ARM nur recht einfache Chips zu Evaluierungszwecken aufgelegt. Anonyme ARM-Quellen sollen betont haben, dass auch die Neuentwicklung nur ein Prototyp für interne Zwecke sei. Eine offizielle Stellungnahme gibt es nicht. Klar ist jedoch, dass ein deutlicher Ausbau eines Hardware-Teams Umsatz generieren muss.

Ende Februar 2023 kam Kevork Kechichian als Executive Vice President zu ARM. Seine Tätigkeit beschreibt die Firma nicht genauer, allerdings ist er durch und durch Chipingenieur und hat zuvor die Hardware-Entwicklung bei NXP und Qualcomm geleitet.

Auf der eigenen Webseite hat ARM zudem zahlreiche Stellen ausgeschrieben, die sich auch um die Chipentwicklung drehen, darunter explizit Hardware-Ingenieure, die Kechichian unterstehen.

Spannend wird die Marktdynamik, sollte ARM künftig eigene Prozessoren verkaufen. Kartellbehörden verhinderten erst 2022 eine ARM-Übernahme durch Nvidia, weil Nvidia in direkter Konkurrenz zu anderen Lizenznehmern steht und die CPU-Architektur somit nicht mehr unabhängig weiterentwickelt würde.

(mma)