SAP wünscht sich die Cloud – doch Anwender bevorzugen On-Premises

Die IT- und SAP-Budgets in der DACH-Region steigen, S/4HANA legt in puncto Relevanz zu. Auf Kritik der Anwender stößt jedoch die Cloud-Preispolitik von SAP.

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SAP

(Bild: dpa, Uwe Anspach)

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Von
  • Achim Born

Gut jedes zweites Unternehmen wird laut jüngsten Investitionsreports der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG) mehr Geld für IT in die Hand nehmen. Das gilt gleichfalls für die SAP-bezogenen Budgets, die bei 52 Prozent der 265 im Januar und Februar befragten Unternehmen im DACH–Raum anziehen. Bei 31 Prozent sollen sie demnach gleich bleiben. Lediglich 15 Prozent müssen in diesem Jahr mit weniger auskommen. "Der Aufwärtstrend bei den IT-Budgets sowie den Budgets für SAP-Lösungen, der bereits letztes Jahr zu erkennen war, setzt sich auf annähernd gleichem Niveau fort", fasst DSAG-Chef Jens Hungershausen denn auch die Ergebnisse zusammen. "Das spricht für Zuversicht bei den Unternehmen, dass Krisensituationen gut gemeistert werden."

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Allerdings müssen die Unternehmen in Sachen SAP einfach auch deshalb in ihre Tasche greifen, weil einige etablierte SAP-Lösungen demnächst aus der Wartung fallen und die anstehenden Transformationsprojekte auf die neuen Programme entsprechend Budget benötigen. Wenig überraschend planen dabei 28 Prozent (2022: 26 Prozent) der SAP-Anwender hohe und weitere 38 Prozent (2022: 24 Prozent) mittlere Investitionen in S/4HANA. Schließlich wird die Zeit knapp – denn bis 2027 beziehungsweise spätestens 2030 müssen Unternehmen zu der neuen ERP-Generation wechseln.

Die Umfrageresultate belegen, dass die Zahl der Unternehmen, die S/4HANA einsetzen, im Jahresverlauf deutlich zugelegt hat. Nutzten Anfang 2022 ein knappes Drittel die ERP-Software im Eigenbetrieb (On-Premises), sind dies nun 41 Prozent. Deutlich in Führung liegt indes weiterhin die traditionelle Lösung der Walldorfer mit 79 Prozent. Das heißt im Klartext, dass häufig ein Parallelbetrieb beider Softwaregenerationen stattfindet, bis eine vollständige Ablösung angegangen werden kann. Die von SAP bevorzugten Cloud-Varianten S/4HANA Private Cloud und Public Cloud setzen aktuell lediglich acht beziehungsweise drei Prozent der Unternehmen im DACH-Raum ein.

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Den höchsten Zuspruch unter allen Cloud-Offerten der Walldorfer erfährt inzwischen die Business Technology Platform (BTP). Laut dem aktuellen Investitionsreport planen 24 Prozent der Befragten hier hohe und mittlere Investitionen. An zweiter Stelle im Ranking der Cloud-Lösungen folgt die HR-Plattform SuccessFactors mit siebzehn Prozent vor Customer Experience mit neun Prozent.

Das große Interesse an der BTP unter den Befragten ist nachvollziehbar: Schließlich positioniert SAP die Plattform als zentrale Daten- und Integrationsdrehscheibe. Aus DSAG-Sicht positiv bewertet wird auch, dass erste Migrationsservices entwickelt werden, die zum Beispiel bei der Umstellung bestehender Integrationsarchitekturen auf die Integration Suite innerhalb der BTP unterstützen. Bauchschmerzen bereiten den Anwendern die zu hohen Kosten für Entwicklung, Qualitätssicherung und Nutzung der Services ohne produktiven Bezug ebenso wie die Kosten allgemein für den generellen Betrieb.

Überhaupt trifft SAPs Preispolitik auf großes Missfallen: Zustimmung erfährt sie lediglich bei fünf Prozent. Zwanzig Prozent beurteilen ihren Status mit weder zufrieden noch unzufrieden, 26 Prozent der Befragten machten keine Angaben. Bei diesem Ergebnis ließe sich nicht verschweigen, dass bei fast der Hälfte der Befragten die Preispolitik von SAP nicht auf Gegenliebe stoße, meint Hungershausen. Allerdings sei dies ein generelles Problem, das Kundenunternehmen mit allen Anbietern von Cloud-Lösungen hätten.

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Zugleich erneuerte der DSAG-Vorstand Hungershausen die Kritik an der geplanten jährlichen 3,3-prozentigen Preiserhöhung für SAP-Cloud-Dienste. "Eine jährliche wiederkehrende Erhöhung der Preise erschwert Unternehmen den Weg in die Cloud", mahnt er. Zumindest sollte davon abgesehen werden, die Preiserhöhung auch für die Cloud-Services anzusetzen, die in den Maintenance-Modus versetzt werden, beziehungsweise abgekündigt sind. Hungershausen warnt: "Wenn Kunden für bereits abgekündigte oder nicht weiter gewartete Cloud-Lösungen noch mehr zur Kasse gebeten werden, erzeugt das einen negativen Eindruck vom Hersteller."

(fo)