Ausprobiert: Wappsto:bit – Erweiterungsplatine für den BBC micro:bit

Seite 2: Am Schaltpult

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Der Micro:Bit arbeitet jetzt, schreibt beispielsweise die Messwerte zu Temperatur, Helligkeit und Lärmpegel in Wappsto Number Values. Loggt man sich mit seinem bei der Initialisierung des Wappsto:Bit genutzten Benutzerkonto bei wappsto.com ein, kann man sich über das Menü links und IoT-Device die aktuellen Werte dieser Number Values anschauen. Oder man wechselt in den Menüpunkt Dashboard und wählt die gewünschten Graphen und Anzeigen aus.

Für die simulierten Zeigerinstrumente des Dashboards kann man farbige Markierungen für Bereiche detailliert festlegen.

Dabei gibt es einige Konfigurationsmöglichkeiten: So kann man für die Zeigerinstrumente etwa Wertebereiche farbig hervorheben oder bei Liniendiagrammen einstellen, in welchem Takt die Werte gemittelt und damit geglättet dargestellt werden. Die Liniendiagramme aktualisieren sich in der Standardeinstellung allerdings nicht von selbst im Browser, man muss dazu auf das Refresh-Icon über dem Diagramm klicken. Als Alternative wurde noch während unseres Tests ein Live-View eingebaut, der die letzten paar Minuten dynamisch als Kurve anzeigt. "Dynamisch" ist dabei durchaus wörtlich gemeint, denn die Darstellung wird regelmäßig automatisch angepasst, und zwar in Bezug auf die angezeigte Zeitdauer wie auch auf den vertikalen Maßstab. Soll heißen: Liegt etwa der Micro:Bit an einem gleichmäßig sonnigen Tag auf der Fensterbank, rücken maximal vergrößerte minimale Helligkeitsschwankungen in den Fokus, die man mit bloßem Auge gar nicht sieht, die sich aber in einer nervösen Sägezahnlinie niederschlagen. Hält man dann einmal die Hand vor den Lichtsensor, schnurren angesichts dieser plötzlichen Verfinsterung alle bisherigen Messwerte zu einer schnurgeraden Linie zusammen. Das ist zumindest gewöhnungsbedürftig und eher geeignet für Messwerte, bei denen sich nur selten große und kleine Änderungen abwechseln oder die nur alle paar Sekunden oder gar im Minutentakt übertragen werden.

In der Live-Ansicht wird stark in den Bereich hineingezoomt, in dem sich die Messwerte kürzlich bewegt haben – das kann je nach Anwendung gewöhnungsbedürftig oder ziemlich praktisch sein.

Wer die erfassten Daten genauer analysieren will, kann sie sich übrigens auch als Tabelle anzeigen lassen und im CSV-Format exportieren.

Stichwort Daten: Mit dem kostenlosen Benutzerkonto bei wappsto.com, das man für die Inbetriebnahme des Wappsto:Bit anlegt, ist ein Gratis-Datenkontingent von einer Million Messwerten pro Monat enthalten. Konkret heißt das: Bei einem Wappsto:Bit, der 10.000 mal am Tag die Messwerte dreier Sensoren überträgt, bleibt man noch im kostenlosen Bereich. Wer allerdings den ganzen Monat lang einen einzigen Sensorwert, aber dafür sekündlich überträgt, muss das nächst größere kostenpflichtige Abo abschließen. Falls nicht, passiert aber auch nicht mehr, als dass der Datenstrom bis zum Monatsende aussetzt, sobald die eine Million Daten ausgeschöpft sind. Dennoch lohnt es sich, in unserem Beispielprogramm in den forever()-Loop an geeigneter Stelle einen pause()-Block für 10 Sekunden einzufügen. Das hält nicht nur die Datenmenge im Limit, sondern lässt bei manchen Sensoren die Instrumente auf dem Dashboard gleich auch weniger zappeln (dafür ist etwa der Lautstärkesensor sonst recht empfindlich). Für die meisten Experimente, die keine Dauerinstallation werden, dürfte das kostenlose Angebot aber auch ohne fest gecodete Pausen ausreichen.

Wer die Arbeit mit dem Micro:Bit gewohnt ist, bringt dieses Board in wenigen Minuten mithilfe des Wappsto:Bit ins Netz, klickt ein erstes Programm zusammen und kann sich dann an seinem Dashboard erfreuen – das gelingt nicht zuletzt dank der ausführlichen (und zum Teil auf Deutsch vorliegenden) Anleitungen auf der Webseite von Seluxit reibungslos.

Der Wappsto:Bit ist dabei – ebenso wie der Micro:Bit – in erster Linie interessantes Lehrmaterial und als Plattform interessant, wenn etwa im Kontext des Unterrichts mit dem Micro:Bit programmiert wird und wenn dieses Board mit den Schülerinnen und Schülern parallel erwachsen werden soll. Dann kann man über den Wappsto:Bit und die Cloud nach den ersten spielerischen Programmierprojekten der Micro:Bit in eine IoT- oder Smart-Home-Umgebung eingebunden werden. In so einem Fall bietet das Paket aus Platine und Cloud schnelle Erfolgserlebnisse. Man kann aber bei Bedarf anschließend auch noch tiefer in die Programmierung von eigenen Wapps mit JavaScript einsteigen. Die Dokumentation dafür ist allerdings derzeit durchweg nur auf Englisch verfügbar. Nicht zuletzt sind die in der Cloud gespeicherten Messdaten aus der Vergangenheit für Befugte stets übers Internet aufrufbar und werden laut Seluxit redundant gespeichert und per Backup gesichert. Das macht den Wappsto:Bit durchaus auch für ernsthafte Messreihen über lange Zeiträume interessant. Ist dann der Micro:Bit als Plattform irgendwann ausgereizt, hat Seluxit noch größere und ebenfalls für die Cloud vorkonfigurierte Boards im Angebot.

Wer allerdings nur einen Weg sucht, um ein typisches praktisches Maker-Problem zu lösen, wird eher nicht zum Wappsto:Bit greifen. So eine Sensorstation wie in unserem Beispielprogramm lässt sich natürlich ohne Wappsto- und Micro:Bit aus einem ESP8266 mit ein paar Sensor-Breakout-Boards deutlich günstiger zusammenlöten und nach Gusto selbst programmieren – sogar die hübschen Dashboards im Browser bekommt man etwa mit NodeRED ganz ähnlich hin. Damit soll der Wappsto:Bit aber auch gar nicht konkurrieren. (pek)