Erster Blick auf OpenSolaris 2008.05

Sun Microsystems hat die finale Version der unter dem Namen "Projekt Indiana" entwickelten Solaris-Distribution freigegeben. Sie heißt OpenSolaris 2008.05 und bietet Solaris-Technik gemixt mit bekannter Open-Source-Software.

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Von
  • Andrea Müller
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Eine auf dem OpenSolaris-Code basierende Distribution mit einfacher Installation, frischer Optik und einem netzwerkbasierten Paketmanagement waren die Ziele, die sich das Projekt Indiana gesteckt hatte. Das Ergebnis, OpenSolaris 2008.05, hat Sun Microsystems am heutigen Montag auf der Community One in San Francisco vorgestellt. heise open hatte bereits vorab die Möglichkeit, einen Blick auf die finale Version der Distribution zu werfen.

Besonders einfach und komfortabel gestaltet sich das Ausprobieren des Systems: OpenSolaris kommt auf einer Live-CD, die lediglich Tastatur-Layout und Sprache erfragt.

Vor dem Kopieren des Systems auf die Festplatte zeigt der Installer eine Zusammenfassung an.

Der Kernel erkennt beim Start, ob er auf einem 32- oder 64-Bit-Rechner läuft und benutzt automatisch den passenden Teil. Danach findet sich der Benutzer auf einem übersichtlichen Gnome-Desktop wieder. Desktop-Verknüpfungen bieten erste Informationen über das System, mit Hilfe des Device Driver Utilities kann man sich über die von OpenSolaris erkannte Hardware und den verwendeten Treiber informieren. Ein drittes Icon schließlich ruft den Installer auf den Plan, der OpenSolaris auf der Festplatte einrichtet. Damit das gelingt, muss eine primäre Solaris-Partition, auf der Platte vorhanden sein, empfohlen wird eine Größe von mindestens 7 GByte. Diese kann man beispielsweise mit dem Linux-Tool fdisk erstellen. Die Option, Partitionen mit einem anderen Partitionstyp zu verwenden oder freien unpartitionierten Platz zu verwenden, kennt der Installer nicht. Wurde vor seinem Start keine OpenSolaris-Partition angelegt, muss man OpenSolaris eine ganze Festplatte überlassen.

Im Installer kann man entweder die gesamte Festplatte zur Installation auswählen oder dem System eine primäre Solaris-Partition zuweisen.

Die Installation benötigt nur wenige Benutzereingaben. So erfragt der Installer neben der Zielpartition lediglich Zeitzone, Datum, Uhrzeit, Sprache und das Root-Passwort und fordert zum Anlegen eines Benutzers auf. Leider besteht keine Möglichkeit, den Installationsort des Bootmanagers Grub festzulegen. OpenSolaris installiert ihn in den Bootsektor der Solaris-Partition, sofern diese aktiv ist. Ist das nicht der Fall, landet Grub im Master Boot Record. Ebenfalls auf dem Rechner vorhandene Windows-Systeme trägt der Installer ins Boot-Menü ein, eventuell vorhandene Linux-Systeme werden jedoch nicht berücksichtigt.

Nach dem Neustart kann man sich als Benutzer anmelden und findet sich auf einem nun Icon-freien Gnome-Desktop der Version 2.20 wieder. Die Anmeldung als Root ist aus Sicherheitsgründen weder auf der grafischen Oberfläche noch im Textmodus möglich; Administrator-Rechte erlangt man mit dem Befehl su oder einem dem Kommando vorangestellten pfexec. Die zuvor über den Desktop erreichbaren Hilfeseiten und das Device Driver Utility findet man nach der Installation in den Firefox-Lesezeichen und dem Menü Systemeinstellungen.

Bei der vorhandenen Software fühlen sich Linux-Nutzer gleich daheim: Neben Gnome-Tools wie der SIP-Software Ekiga, dem Chat-Programm Pidgin, dem PDF-Viewer Evince, der Bildverwaltung Gthumb, dem Video-Player Totem und diversen Desktop-Spielen gibt es auch Firefox, Thunderbird und die Bildbearbeitung Gimp. Der Compiz-3D-Desktop lässt sich, sofern die Grafikkarte mitspielt, per Mausklick über das Gnome-Kontrollzentrum einschalten. OpenOffice gehört seiner Größe wegen nicht zum Lieferumfang, es kann jedoch bequem über die Paketverwaltung nachinstalliert werden. Dort findet man auch weitere Software, etwa Sun Studio, Netbeans und den gcc sowie alle nötigen Header-Dateien zum Entwickeln und Übersetzen von Software.

Firefox kann von Haus aus Java-Applets ausführen, das Flash-Plug-in gehört nicht zu OpenSolaris. Seine Installation bietet Firefox jedoch automatisch an, wenn man das erste Mal eine Webseite mit Flash-Inhalten besucht. An Audio-Formaten kennt OpenSolaris Ogg Vorbis, FLAC- und natürlich Wav-Dateien, beim Abspielen von MP3s bleiben die Boxen jedoch stumm. In den Developer-Previews liess sich die MP3-Unterstützung über die Paketverwaltung nachrüsten, da der Codec jedoch einen Konflikt mit GPL-Software bedeutet, ist das nicht mehr der Fall. Die Anwender müssen sich selbst um das MP3-Plug-in für Gstreamer kümmern, das man kostenlos im Fluendo-Webshop herunterladen kann. Damit das Plug-in nach der Installation funktioniert, muss man das Paket SUNWgcc nachinstallieren, und das Verzeichnis /usr/sfw/lib mit dem Befehl

crle -u -l /usr/sfw/lib/

in den Suchpfad für Bibliothken aufnehmen.

Spätestens wenn es nötig ist, solche Eingriffe vorzunehmen, die sich nicht mit Gnome-Tools erledigen lassen, merkt man, dass unter der Haube eben kein Linux, sondern ein Solaris mit ganz eigenen Befehlen und Mechanismen zur Systemverwaltung werkelt. Das fängt bei Kommandos wie route und ifconfig an, die andere Parameter kennen und erfordern als ihr Linux-Pendants, und hört bei ganz eigenen Solaris-spezifischen Kommandos wie crle noch lange nicht auf. Im Gegenzug erhält man das leistungsfähige Dateisystem ZFS, das RAID-Funktionen und Volume Management integriert, Virtualisierung mit Zones, die Service Management Facility (SMF), die sich um den schnellen Start von Systemdiensten kümmert sowie den System-Tracer DTrace.