Test Kawasaki Ninja H2 SX SE: Reisekomfort mit druckvoller Beschleunigung

Seite 2: Radarwarnung

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Nach hinten scannt ein Radar die Umgebung und meldet mit einem gelben Dreieck im Rückspiegel, wenn sich ein Fahrzeug von hinten nähert und schräg hinter der Kawasaki befindet. Das vordere Radar ist zum einen für den Kollisionswarner notwendig, wenn man zu schnell auf ein (fast) stehendes Hindernis aufläuft, zum anderen für das automatische Abstandshalten (ACC) bei eingeschaltetem Tempomat.

Die Ninja H2 SX SE hält nach Aktivierung des ACC den vorher ausgewählten Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Das System funktioniert zuverlässig, ist jedoch sehr gewöhnungsbedürftig, denn das Motorrad bremst beim Unterschreiten des Mindestabstands selbstständig ab. Ich hatte jedesmal einen kurzen Schreckmoment, wenn die Kawasaki verzögerte, ohne dass ich die Bremse betätigt hatte. Sobald das vorausfahrende Fahrzeug die Spur verlässt, beschleunigt die Ninja wieder auf die eingestellte Geschwindigkeit.

Kawasaki Ninja H2 SX SE Performance Tourer (7 Bilder)

Der Sporttourer Ninja H2 SX SE bietet durchaus viel Komfort und ein Hingucker ist sie immer.
(Bild: Ingo Gach)

Das LED-Kurvenlicht leuchtet nachts beim Abbiegen die Straße bestens aus, ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsplus. Ihre vorderen LED-Blinker sind in den Rückspiegeln integriert und die beiden LED-Rückleuchten dreidimensional geformt. Im Cockpit versorgt ein 6,5 Zoll großes TFT-Display den Fahrer mit Informationen. Es sind jedoch soviele, dass ich manchmal länger nach der gewünschten Auskunft suchen musste, als gut gewesen wäre. Dabei habe ich die per Blutooth erhaltenen Daten vom Smartphone noch gar nicht berücksichtigt. Ich empfehle jedem Käufer, die Betriebsanleitung immer mitzuführen, denn die zahllosen Systeme und deren Einstellmöglichkeiten überfordern schon mal. Zum Glück ist die Menübedienung über die Knöpfe am linken Lenker logisch aufgebaut.

Kawasaki tut einiges für die Sicherheit des Fahrers und erleichtert das Reisen mit dem Sporttourer. Zudem verfügt die Ninja H2 SX SE Performance Tourer über in Fahrzeugfarbe lackierte Koffer samt Innentaschen, die sich nicht nur nahtlos in die Linie des Motorrads einfügen, sondern dank eines Quick-Release-Systems sich auch in Sekunden entfernen lassen. An der Reisetauglichkeit der Kawasaki gibt es nichts zu rütteln, aber das ist eben nur ein Teil der Faszination, den die Ninja H2 SX SE ausübt, denn sie kann sich von Dr. Jekyll in Mr. Hyde verwandeln, wenn der elektronische Gasgriff aufgedreht wird.

Ich bin schon einige Motorräder mit mehr als 200 PS gefahren, aber keine davon schüttelte die Pferdestärken bei höheren Geschwindigkeiten so locker aus dem Ärmel wie die Ninja H2 SX SE. Der Kompressor macht den Unterschied. Im oberen Drehzahlbereich schiebt er die Kawasaki noch einmal nachdrücklich an und schneller als erwartet stehen 299 km/h auf dem Display. Dabei läuft sie wie auf Schienen, Pendeln ist ihr absolut fremd. Mit Koffern! Das Verblüffende ist die Selbstverständlichkeit mit der die Ninja H2 SX SE in diesen Geschwindigkeitsbereichen unterwegs ist. Dank des sehr guten Windschutzes kommt einem Tempo 200 wie eine ganz normale Reisegeschwindigkeit vor. Dabei mag ich es eigentlich nicht, mit mehr als der Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn unterwegs zu sein. Die Kawasaki beschleunigt allerdings so rasch, dass ich öfter unabsichtlich schneller war.

Mindestens genauso beeindruckend wie die Beschleunigung ist die Fähigkeit der Ninja H2 SX SE die Bewegungsenergie wieder in Wärme zu verwandeln. Die radialen Brembo-Stylema-Bremszangen packen brutal an den beiden 320-mm-Bremsscheiben zu und das ABS regelt sehr feinfühlig. Ein bi-direktionaler Quickshifter ermöglicht das Hoch- und Runterschalten ohne den Einsatz des Kupplungshebels und verkürzt nicht nur die Schaltzeit beim Sprint, sondern steigert auch den Komfort auf Reisen. Der 998-cm3-Kompressormotor mit 200 PS ist natürlich kein Sparwunder, die Ninja H2 SX SE verbraucht im Schnitt 6,2 Liter auf 100 km. Bei 19 Liter Tankvolumen kommt sie auf eine theoretische Reichweite von 306 km. Die Tankanzeige im Display irritierte dabei mit Schwankungen, manchmal erschien ein bereits erloschener Balken nach ein paar Kilometern wieder.

Dass so viel High-Tech nicht billig sein kann, versteht sich von selbst. Die Ninja H2 SX ist das günstigste Modell der Baureihe und startet bei 26.245 Euro inklusive Überführung, die von uns getestete Ninja H2 SX SE Performance Tourer ist die teuerste und kostet 32.245 Euro. Dafür bekommt der Käufer ein Motorrad mit außerordentlichen Fahrleistungen, angenehmen Reisekomfort und reichlich Sicherheitsausstattung.