Test Opel Corsa 1.2

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Test Opel Corsa 1.2 (33 Bilder)

Schmuck ist er geworden, der neue Corsa. Die frühere Leichtigkeit hat er verloren, was wohl dem Zeitgeist anzulasten ist.
(Bild: Florian Pillau)

Im Testwagen war der 100-PS-Benziner eingebaut. Er ist der Einzige, bei dem der Kunde die Wahl zwischen einem Sechsgang-Schaltgetriebe, wie im Testwagen verbaut, und einer Achtgang-Automatik hat. Die Kombination mit dem Schaltgetriebe erwies sich im Test als gute Wahl. Die kleine Maschine bietet ein ausreichendes Temperament, subjektiv bleibt er ein unbedeutendes Stückchen hinter dem 95-PS-Dreizylinder von Volkswagen zurück, obwohl er etwas mehr Leistung und mit 205 Nm deutlich mehr Drehmoment bietet. Das Getriebe lässt sich leicht betätigen, die beiden höchsten Gänge sind sehr lang ausgelegt.

Nüchtern betrachtet bietet dieser Motor schon mehr Temperament, als man im Alltag unbedingt braucht. Vom Basismotor mit 75 PS und 118 Nm setzt er sich deutlich ab, leider auch finanziell. 1680 Euro liegen zwischen den Alternativen, was in dieser Klasse eine Menge Holz ist. Der Diesel ist nochmals 1820 Euro teurer als der 100-PS-Benziner, was den Kreis der Interessenten vermutlich ziemlich einschränkt, wobei der Selbstzünder in dieser Klasse nie ein Renner war.

Beim Verbrauch konnte der Corsa in diesem Test keine neuen Spitzenwerte erzielen. Bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt kamen wir über Land auf rund 5,4 Liter, im Kurzstreckenbetrieb waren es etwas mehr als 6,5. Da geht sicher noch etwas weniger, die Testwagenbereifung mit 215/45 R17 mag ihren Anteil daran haben.

Unterschiedlich wurde in der Redaktion das Motorgeräusch beurteilt, wobei wir uns zumindest darin einig waren, dass der Corsa nicht besonders leise ist. Christian fand ihn „männlich und sportlich“ und meinte das vermutlich ganz ernst. Florian meinte, das typische Hämmern dürfte etwas besser weggedämmt sein. Ich fand das kleine Motörchen ganz schön brummig, bin in dieser Hinsicht aber auch anspruchsvoll: Bei den meisten Motoren bin ich schlicht froh, wenn ich sie nicht hören muss. Das für mich angenehmste Geräusch wird also vermutlich der Corsa-e haben. Irritierend fanden übrigens alle Fahrer, dass man auf den Startknopf so lange drücken muss, bis die Maschine angesprungen ist. Fast überall reicht ansonsten inzwischen ein Antippen.

Einen guten Kompromiss hat Opel bei der Abstimmung von Federung und Dämpfung gefunden. Die meisten Unebenheiten werden unauffällig rausgefiltert, trotzdem hat der Fahrer eine gewisse Rückmeldung. Kurven geht der Corsa nicht übermäßig engagiert an. Ganz merkwürdig fühlt sich die künstliche Rückstellung des Lenkrads um die Mittellage an. Sie ist asymmetrisch, die Kraft aus der Drehung Richtung Mitte ist schwächer als die sich aufbauende Gegenkraft auf der anderen Seite. Auf der Autobahn geht es noch, in Stadt- oder Überlandverkehr stört es aber einfach. Wenn man glaubte, die ohnehin vorhandene Rückstellkraft der Vorderachse von der Lenkunterstützung verstärken zu müssen, hat man das bisher immer linear oder proportional gemacht, damit es sich „natürlich“ anfühlte. Es ist einer der wenigen Punkte, die im Corsa schon einmal besser gelöst waren.

Ich gebe offen zu, dass ich immer mal wieder erschüttert bin, was nach nur wenigen Klicks im Konfigurator unterm Strich erscheint. Ein 100-PS-Corsa überschreitet rasch einen Listenpreis von 20.000 Euro, der – sehr umfangreich ausgestattete – Testwagen die Marke von 26.000 Euro. Klar, das zahlt in der Realität nur ein sehr uninformierter Käufer, in den Autobörsen werden neue Opel Corsa mit LED-Scheinwerfern ab etwa 17.000 Euro aufwärts gehandelt. Das ist eine durchaus selbstbewusste Ansage, denn dafür finden sich auf dem Markt eine Reihe von interessanten Alternativen zum Corsa. Unsere Wege werden sich wohl erst wieder nahe kommen, wenn ein Corsa-e in finanzieller Reichweite liegt. Der wird es leichter haben als sein Vorfahr, muss er doch nicht mehr gegen einen E30 antreten.