Kernel-Log: Kernel-Entwicklung erklärt, neuer Synaptics-Treiber, Linux 2.6.27-rc3 veröffentlicht

Ein Dokument der Linux Foundation liefert neuen Entwicklern wichtige Hintergründe zum Kernel-Entwicklungsprozess; neuer Touchpad-Treiber bringt Korrekturen und steht unter MIT-Lizenz; Patch-Flut für 2.6.27 verlangsamt sich

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Kernel-Log-Logo

In dem von der Linux Foundation veröffentlichten Dokument "How to Participate in the Linux Community" erklärt der Autor Jon Corbet zahlreiche Hintergründe im Kernel-Entwicklungsprozess und gibt dabei viele Tipps, wie man in die Kernel-Entwicklung einsteigt und dabei Anfängerfehler im Code und bei der Zusammenarbeit mit den Kernel-Entwicklern vermeidet. Das dürfte nicht nur Hobby-Programmierern eine große Hilfe beim Einstieg in die Linux-Kernel-Community sein, sondern soll insbesondere mit der Linux- und Open-Source-Entwicklung nicht vertraute Unternehmen einen Einblick in den Entwicklungsprozess von Linux vermitteln. Das scheint auch mehr als überfällig, denn in der Vergangenheit strauchelten schon mehrfach einige Hardware-Hersteller und deren Treiber-Programmierer heftigst beim Versuch, in die Linux- und Open-Source-Entwicklung einzusteigen.

Aufmerksamen Kernel-Log-Leser dürfte das Dokument indes bereits bekannt vorkommen, denn dessen Autor und LWN.net-Leiter Corbet hatte eine frühere Fassung bereits Ende Juli als Patch an die Linux-Kernel Mailing List (LKML) gesandt, damit andere Kernel-Entwickler den Text begutachten und Verbesserungsvorschläge einreichen konnten. Corbet und die Linux Foundation sind zudem nicht die einzigen, die sich dem Thema widmen: Andi Kleen hatte kürzlich in dem Vortrag "On submitting kernel patches" ein ganz ähnliche, jedoch etwas kürzere Übersicht zum Thema gegeben. Der Vortrag war einer von vielen auf dem Mitte/Ende Juli abgehaltenen Ottawa Linux Symposium (OLS) 2008, der genau wie viele andere Präsentationen vom OLS zahlreiche Hintergrundinformationen zu verschiedenen Linux-Themen liefert.


Nachdem es bei dem auf vielen Notebooks eingesetzten X-Input-Treibers synaptics für Synaptics- und ALPS-Touchpads lange nicht wirklich weiterging, hat sich nun Christoph Brill des Treibers angenommen und die Version 0.15.0 freigegeben. Sie bringt nicht nur zahlreiche Änderungen und Fehlerkorrekturen, sondern ist auch die erste Version des Treibers, die unter MIT-Lizenz steht und im Rahmen des X.org-Projekts entwickelt wurde.


Die stete Patch-Flut im derzeit zur Kernel-Version 2.6.27 führenden Hauptentwicklungszweig ist in den vergangenen Tagen etwas zur Ruhe gekommen. Das stellte auch Torvalds kürzlich bei der Freigabe von Linux 2.6.27-rc3 fest und brachte dabei seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Vorversion viele der seit 2.6.26 eingeschleppten Fehler beseitigt. Einige kleinere Änderungen gab es aber dennoch – rausgeflogen ist etwa der seit langem angeschlagene ISDN-Treiber auerswald, dessen Aufgaben mittlerweile ein auf libusb aussetzender Treiber im Userspace erledigt.

Neben dem bereits erwähnten Ath9k-Treiber für Draft-N-WLAN-Chips von Atheros enthält der "Ridiculous Count" 3 von Linux 2.6.27 bereits Unterstützung für Intels erst im dritten Quartal des nächsten Jahres erwarteten Ibex-Peak-Chipsätze. Sie sollen sich für Intels bislang unter den Codenamen Lynnfield und Havendale bekannten Nehalem-CPUs für den Mainstream-Desktop eignen. Torvalds ließ index auf der Linux-Kernel Mailing List (LKML) durchblicken, dass Intel die Handhabung von Page Faults bei der Nehalem-Architektur deutlich verbessert habe; hier hatte Intel laut seinen Messungen speziell beim Pentium 4 nicht mit CPUs von AMD mithalten können.


Nachdem der Code zur Unterstützung für die vorwiegend in Centrino-2-Notebooks verbauten WLAN-Chips aus Intels Familie "Wireless WiFi Link 5000AGN" bereits seit kurzem im Hauptentwicklungszweig enthalten ist, haben die Intel-Entwickler die Unterstützung der neuen WLAN-Chips nun offiziell angekündigt. Sie planen ferner Patches zu veröffentlichen, mit denen sich der iwlagn genannte Treiber bei älteren Kernel-Versionen nachrüsten lässt. Die WiMAX-Funktion einiger neuer Intel-Chips unterstützt der Treiber nicht; daran arbeiten Intel-Entwickler im Rahmen des Projekts linuxwimax.org, das kürzlich die Version 1.2.5 eines WiMAX-Stacks für Linux und darauf aufsetzender Treiber veröffentlicht hat.


Kernel-Log-Staccato

  • HP-Entwickler Rick Jones hat das Programm pcitop angekündigt, mit dem sich die Auslastung des PCI-Bus näher analysieren lässt. Bislang arbeitet das Programm allerdings nur auf HP-Integrity-Servern.

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich auch in den vorangegangen Ausgaben des Kernel-Logs auf heise open:

Ältere Kernel-Logs finden sich über das Archiv oder die Suchfunktion von heise open.

(thl)