Server-Weltmarkt sackt um 25 Prozent ab

Besonders das umsatzstärkste Segment der unter Windows laufenden Maschinen brach im Jahresvergleich stark ein.

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Die Wirtschaftskrise trifft den Server-Weltmarkt hart – eigentlich kein Wunder, denn Firmen, die Verluste schreiben, werden auch ihre IT-Budgets kürzen. Dass der weltweite Umsatz mit den ab Werk als Server verkauften Computern im ersten Quartal 2009 allerdings um 24,5 Prozent niedriger lag als noch im Jahr zuvor, werten die Marktforscher von IDC als stärkste jemals aufgetretene Schrumpfung dieses Marktes. Mit nur noch 9,9 Milliarden US-Dollar liegt das Marktvolumen jetzt wieder auf dem Niveau von vor fünf Jahren. Nach Stückzahlen schrumpfte der Markt im Jahresvergleich um 26,5 Prozent; im vierten Quartal 2008 hatte der Rückgang noch 12 Prozent betragen.

IDC erwartet allerdings, dass sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte wieder erholen dürfte, weil sich viele Firmen auf eine erhoffte wirtschaftliche Verbesserung im Jahr 2010 vorbereiten wollen. Zunächst sagt IDC allerdings weitere Sparsamkeit der Server-Käufer voraus: Sie werden zunächst nach Möglichkeit versuchen, die vorhandenen Geräte besser zu nutzen.

Besonders stark geschrumpft ist der "Volumenmarkt", nämlich um 30,5 Prozent. Wie bei solchen Veröffentlichungen von Teilergebnissen kommerzieller Marktforscher üblich, definiert IDC allerdings weder genau, was "Volumen-Server" sind, noch die exakten Schätzmethoden. Gemeint sein dürften jedenfalls Server mit einem oder mit zwei x86- beziehungsweise x64-Prozessoren, also das von den Stückzahlen her bei Weitem überwiegende Server-Marktsegment. Ausgeliefert werden solche Systeme wiederum in der IDC-Zählweise fast ausschließlich mit Windows oder Linux als Betriebssystem. Ohne Betriebssystem ausgelieferte Systeme zählt IDC offenbar ebensowenig wie als gewöhnliche PCs verkaufte, zu Servern umgewidmete oder selbst gebastelte Maschinen. Nach eigenen Angaben wertet IDC nur vom Hersteller als Server verkaufte Geräte als solche.

Windows als Betriebssystem hat unter den x86-Servern 73 Prozent Marktanteil, am Gesamtmarkt der Server sind es 37,3 Prozent (3,7 Milliarden US-Dollar). Mit fast 29 Prozent schrumpfte der Umsatz dieser Maschinen im Jahresvergleich stärker als der Markt.

Auf die Linux-Server entfallen die restlichen 27 Prozent x86-Marktanteil (13,8 Prozent gesamt, 1,4 Milliarden US-Dollar). Hier fiel der Rückgang mit 24,8 Prozent nur minimal stärker aus als im Gesamtmarkt.

Der Umsatz mit Nicht-x86-Maschinen schrumpfte weniger stark als bei den billigeren Wald-und-Wiesen-Servern auf 4,8 Milliarden US-Dollar, also 48,5 Prozent des gesamten Server-Marktes. Davon wiederum entfallen 18,5 Prozent (889 Millionen US-Dollar) allein auf Mainframes aus der IBM-Serie z mit z/OS.

IDC weist auch das Segment der sogenannten Unix-Server separat aus, das ein Volumen von 3,3 Milliarden US-Dollar erreichte und um 17,5 Prozent schrumpfte. Hier hat IBM 31 Prozent Marktanteil, gefolgt von HP und Sun (beziehungsweise Oracle) mit je 27,7 Prozent. Im Umkehrschluss bleiben für Konkurrenten wie Fujitsu, Bull, NEC oder Hitachi nur 13,6 Prozent des Marktes übrig.

An der Rangfolge der großen Serververkäufer hat sich nichts Wesentliches geändert: HP (29,3 Prozent), IBM (ebenfalls 29,3 Prozent), Dell (11 Prozent), Sun/Oracle (10,3 Prozent) und Fujitsu (6,7 Prozent) lassen der Konkurrenz nur 13,4 Prozent vom Kuchen übrig. HP und IBM liegen allerdings sehr dicht beieinander – vor einem Jahr hatte Gartner bereits HP in Führung gesehen, musste die Zahlen aber später korrigieren. Nach Stückzahlen liegt HP weit vor IBM: Laut Gartner liefert HP alleine rund 30 Prozent aller Server weltweit, auch Dell verkauft ungefähr doppelt soviele Maschinen wie IBM.

Kürzlich hatte Fujitsu Technology Solutions angekündigt, seinen Server-Marktanteil nach Stückzahl bis zum Jahr 2012 annähernd verdreifachen zu wollen. Fujitsu kooperiert zurzeit mit Sun bei den SPARC-Servern, aber nicht bei den x86-Maschinen. Wie das Sun-Server-Geschäft nach der Übernahme durch Oracle neu strukturiert wird, ist noch unklar. Andy v. Bechtolsheim, der mit seiner Firma Kealia den Grundstein für alle aktuellen x86-Server von Sun legte, hat sich jedenfalls schon eine neue Nebentätigkeit gesucht. (ciw)