Sun wieder in den roten Zahlen (Update)

Obwohl Sun die Verkäufe von Niagara-Systemen verdoppeln konnte, rutscht der Unix- und Server-Spezialist angesichts schwacher US-Konjunktur und Belastungen durch den MySQL-Kauf in die Verlustzone. Nun sollen weitere Arbeitsplätze gestrichen werden.

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Von
  • Jürgen Kuri
Damit hatten die Marktbeobachter nicht gerechnet: Server-, Unix- und Java-Spezialist Sun Microsystems muss nach einem jahrelangen Sanierungskurs durch Steuerlasten und Zusatzkosten einer Übernahme in seinem dritten Geschäftsquartal wieder rote Zahlen melden. So musste Sun im dritten Quartal seines Geschäftsjahrs einen Nettoverlust von 34 Millionen US-Dollar (4 US-Cent je Aktie) bilanzieren; im gleichen Quartal des Vorjahrs stand noch ein Gewinn von 67 Millionen US-Dollar in den Büchern. Zudem fiel der Umsatz wegen der US-Konjunkturkrise leicht um 0,5 Prozent auf 3,266 Milliarden US-Dollar. Nachdem im Verlauf der bisherigen Firmenrestrukturierung bereits unzählige Arbeitsplätze wegfielen, sollen nun erneut bis zu 2500 Stellen gestrichen werden.
Die Börsianer hatten entgegen den nun vorgelegten Sun-Bilanzen einen deutlichen Gewinn erwartet. Die Aktie stürzte daher im nachbörslichen Handel ab und verlor fast 15 Prozent auf 13,92 US-Dollar. Im Tagesverlauf während des normalen Börsenhandels am gestrigen Donnerstag hatte sie vor der Vorlage der Bilanzen in Erwartung guter Zahlen noch um mehr als vier Prozent auf 16,33 US-Dollar zugelegt.
Die schwache US-Konjunktur habe die internationalen Erfolge von Sun vor allem in Schwellenländern überdeckt, sagte Konzernchef Jonathan Schwartz. So habe man in 12 der 16 Regionen, in die Sun seine Verkaufsorganisation aufgeteilt habe, Umsatzzuwächse verzeichnen können. Solaris-Systeme mit den neuen CPUs, deren Kerne mehrere Threads ausführen können (Niagara und Niagara 2, der Rock-Prozessor lässt noch auf sich warten), haben sich nach Angaben von Sun im Vergleich zum Vorjahr doppelt so gut verkauft. Aber auch die Blade-Server mit AMD-, Intel- und UltraSPARC-CPUs verzeichneten ein beeindruckendes Wachstum, heißt es bei Sun.
Der Konzern führt zur Begründung für die Verluste außerdem Millionen-Belastungen durch den Kauf von MySQL an, die etwa dem Quartalsverlust von 0,04 US-Dollar je Aktie entsprachen. Hinzu kamen Steuerrückstellungen von 52 Millionen Dollar. Auch für das vierte Quartal erwartet Schartz aber nur einen stagnierenden Umsatz.
Das Unternehmen hatte 2007 erstmals nach fünf Verlustjahren wieder schwarzen Zahlen geschrieben und den positiven Trend auch in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres fortgesetzt. So hatte im vorigen Quartal eine Gewinnverdopplung und eine Umsatzsteigerung die Bilanzen in glänzendem Licht erscheinen lassen. Schwartz hatte dem Konzern, der lange unter dem Platzen der New-Economy-Blase litt, eine Radikalkur verordnet. Seit Amtsantritt im Jahr 2006 strich er etwa 4000 Stellen.
(Update):
Wie viele der derzeit 1650 deutschen Stellen von den neuerlichen Entlassungen bei Sun betroffen sind, sei noch offen, sagte der Marketingchef von Sun Deutschland, Donatus Schmid, gegenüber dpa. In Deutschland hat Sun neben der Zentrale in München mit 500 Beschäftigten unter anderem große Büros in Frankfurt und Düsseldorf. Über einen möglichen Jobabbau hier werde es erst in den nächsten Wochen Klarheit geben In den USA brachen die Erlöse von Sun um 10 Prozent ein, während sie in Europa um 4 Prozent zulegten. In Deutschland sei das Plus "sehr moderat" ausgefallen, sagte Schmid. Das Servicegeschäft lief besser als der Verkauf von Rechnern.
Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Sun Microsystems in US-Dollar
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/01 5.050 Mio. 510 Mio.
2/01 5.115 Mio. 552 Mio.
3/01 4.100 Mio. 263 Mio.
4/01 4.000 Mio. 134 Mio.
1/02 2.881 Mio. -180 Mio.
2/02 3.100 Mio. -99 Mio.
3/02 3.100 Mio. -26 Mio.
4/02 3.400 Mio. 20 Mio.
1/03 2.750 Mio. -111 Mio. (-78 Mio. *)
2/03 2.915 Mio. -2.283 Mio. (10 Mio.*)
3/03 2.790 Mio. 4 Mio.
4/03 2.980 Mio. -1.040 Mio. (12 Mio.*)
1/04 2.536 Mio. -286 Mio.
2/04 2.888 Mio. -125 Mio.
3/04 2.651 Mio. -760 Mio. (-260 Mio.*)
4/04 3.110 Mio. 783 Mio. (-173 Mio.**)
1/05 2.628 Mio. -174 Mio. (13 Mio.*)
2/05 2.843 Mio. 19 Mio.
3/05 2.625 Mio. -9 Mio. (-61 Mio.*)
4/05 2.975 Mio. 121 Mio. (200 Mio.*)
1/06 2.726 Mio. -123 Mio. (-68 Mio. *)
2/06 3.337 Mio. -223 Mio. (-51 Mio. *)
3/06 3.177 Mio. -217 Mio. (-29 Mio. *)
4/06 3.828 Mio. -301 Mio. (-61 Mio. *)
1/07 3.189 Mio. -56 Mio. (-42 Mio. *)
2/07 3.566 Mio. 126 Mio.
3/07 3.283 Mio. 67 Mio.
4/07 3.835 Mio. 329 Mio.
1/08 3.219 Mio. 89 Mio.
2/08 3.615 Mio. 260 Mio.
3/08 3.266 Mio. -34 Mio.
* ohne Sonderfaktoren
** ohne Berücksichtigung der Zahlungen aus der Einigung mit Microsoft