Polituren und Kombiprodukte im Test: Scheinleistung
KÜS und Autobild haben Mittel zur Lackpflege verglichen. Leider ist die Auswahl der Kandidaten gründlich misslungen.
Es scheint auf den ersten Blick ein nahezu unüberschaubares Angebot an Lackpflegemittelchen zu geben. Versiegelungen, Wachse, Polituren, Kombiprodukte – wer das passende Produkt will, muss sich mit der umfangreichen Thematik etwas tiefer beschäftigen. Eine professionelle Orientierung könnte helfen, sofern die Tester verstehen, was sie da eigentlich testen. Die Kraftfahrzeug-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger e. V. (KÜS) und die Kollegen der Autobild haben ins Regal gegriffen und verglichen. Das Ergebnis hilft allerdings nicht weiter, denn die Tester haben das Wesentliche übersehen.
Grundlagen: Polieren
Wachsen und polieren wird oft verwechselt. Eine Politur hat die Aufgabe, die Kanten von Kratzern so zu glätten, dass diese weniger oder gar nicht mehr zu sehen sind. Es ist diese oberflächliche Glätte, die den Hauptteil des Glanzes verursacht. Polituren gibt es in verschiedenen Abstufungen von sanft, meist als „Hochglanz-Politur“ oder irgendwas mit „Finish“ im Namen bezeichnet, bis hin zu Lackreinigern, die stark verwitterte Lacke wieder zum Glänzen bringen, indem sie die oberste Schicht an- oder gar abschleifen. Sie werden oft als „Lackreiniger“ bezeichnet, was genau genommen nicht ganz korrekt ist. Denn bevor Lack behandelt wird, ist eine gründliche Reinigung Pflicht. Für hartnäckige Verschmutzung kann ich Knete empfehlen.
Schützen
Ein so aufbereiteter, also polierter Lack muss geschützt werden, sonst ist der schöne Schein rasch wieder dahin. Dafür kann ein Wachs oder eine Versiegelung wie das Sonax Polymer Netshield verwendet werden. Ein Wachs ist meistens etwas einfacher zu verarbeiten und schützt nicht ganz so lange wie eine Versiegelung. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel, dass Fusso Coat 12M – ein Wachs – ist in der Anwendung ziemlich anspruchsvoll, hält jedoch länger als manche Versiegelung. Ein Update des im September 2019 begonnenen Tests folgt demnächst.
Kombinieren
Im Handel vor Ort sind häufig Kombiprodukte zu finden, die Politur und Lackschutz in einem Arbeitsgang versprechen. Das Ergebnis ist, so meine Erfahrung, nicht ganz so gut und nachhaltig wie bei zwei getrennten Arbeitsschritten. Wer keine hohen Ansprüche hat, macht damit nichts grundlegend falsch. Die Voraussetzung ist allerdings, dass der Lack zumindest halbwegs in Ordnung ist. Soweit zu den groben Grundlagen im Schnelldurchgang.
Wären diese beachtet worden, wäre die Zusammenstellung für den Test von KÜS und Autobild wohl weniger durcheinandergeraten. Herausgekommen ist dabei eine bunte Mischung von verschiedenen Mitteln, die für ganz unterschiedliche Anwendungen gedacht sind. Die Tester verglichen Kombiprodukte mit Polituren, die für verschiedene Grade der Lackverwitterung gedacht sind.
Vergleichen
Im Test lag der Fokus auf der „Reinigungsleistung“. Dafür wurden Bereiche auf Testblechen definiert „verwittert“ und anschließend mit den Kandidaten behandelt. Warum auch die nicht zerkratzten, neuwertigen Bereiche auf den Testblechen mit einer Politur drangsaliert wurden, bleibt rätselhaft. Viel Mühe hat man sich gemacht, vergleichbare Bedingungen zu schaffen. Menge (5 Gramm) und Anpressdruck (1,5 Kilogramm) waren stets gleich. Die Politur wurde im Kreuzgang verarbeitet, fünfmal gingen die Tester dafür über das Blech. Anschließend wurde zehnmal, wieder im Kreuzgang, das Mittel mit einem weichen Tuch abgenommen.