ADAC Sommerreifentest 2024: fast alle sind gut, aber verschieden umweltschädlich

16 Sommerreifen der Dimension 215/55 R17 stuft der ADAC als "gut" oder "befriedigend" ein, einer davon ist umweltschonend. Nur einer erreicht ein "ausreichend".

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ADAC Sommerreifentest

(Bild: ADAC)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Pillau
Inhaltsverzeichnis

Wie vor der kommenden Saison üblich haben sich die Testingenieure des größten deutschen Autoclubs bemüht, eine Auswahl aus den zahlenmäßig wichtigsten Reifen noch vor dem großen Umbereifungs-Run von Winter- auf Sommerware im Frühjahr zu bewerten. Regelmäßig waren bisher Ausreißer dabei, von denen man hoffen musste, dass sie möglichst wenig Verbreitung über ihren häufig vergleichsweise günstigen Preis finden. In der aktuellen Auswahl der Dimension 215/55 R17 lief es augenscheinlich glimpflich, die relative Abwertung eines Testkandidaten kam vor allem durch dessen hohe Abnutzung zustande, nicht so sehr durch Abstriche bei der Fahrsicherheit.

Dieser Befund ist allerdings insofern bemerkenswert, als normalerweise ein positiver Zusammenhang zwischen Verschleiß und Haftung besteht. Dass der Pneu von Vredestein bei letzterer mit der Note 2,3 sichtlich keinen Vorteil bietet, mit hochgerechnet 27.200 Kilometern aber katastrophal bei seiner Abnutzung abschneidet, zeugt ganz offenbar von einem chemischen Konstruktionsmangel. Zum Vergleich: Der Testsieger Continental Premium Contact erreicht 60.300 Kilometer und erreicht bei der Fahrsicherheit mit Note 1,7 den Bestwert in diesem Test. Selbst wenn man lediglich den Preis von immerhin 139 Euro auf die Lebensdauer bezieht, liegt er (mit 0,0051 Euro/Kilometer) höher als der eines jeden Konkurrenzprodukts, selbst des nächstbesseren Kandidaten Sailun Atrezzo ZSR2 mit seinen hochgerechnet 35.600 Kilometern und 120 Euro (0,0036 Euro/Kilometer). Dazu kommt, dass alle anderen 15 Reifen im Test besser beim Kriterium "Umwelt" abgeschnitten haben.

Die hochgerechnete Laufleistung lässt keine generelle Aussage über die Haftung mehr zu.

(Bild: ADAC)

Abnutzung ist nicht allein in Kosten pro Kilometer zu bewerten. Sie bedeutet zu einem gewissen Teil auch Mikroplastik, das sich in die Kreisläufe des Lebens einmischt, mit heute noch schwer fassbaren Folgen. Da ein großer Teil des sogenannten "Gummis" aus Ruß besteht, der in Form von Feinstaub eingeatmet nachweisbare Gesundheitsfolgen haben kann, ist das ein Thema, das mittlerweile sogar Elektroautos in der kommenden Abgasnorm Euro 7 betreffen wird.

Zudem wird bei jeder Produktion eines Pneus eine Menge Energie benötigt, mit der entsprechenden Belastung der Atmosphäre durch Klimagase. Daran sollten auch jene Wenigfahrer denken, die ihre Reifen ohnehin mit 3/4 Profiltiefe aus Altersgründen tauschen. Der ADAC weist darauf hin, dass "ein Vielfahrer mit einem teureren, aber langlebigen Reifen am Ende sogar günstiger fahren und gleichzeitig die Umwelt schonen kann". Folgerichtig hat der ADAC seit Beginn vergangenen Jahres als weiteres Testkriterium den Verschleiß in seine Rubrik "Umweltbilanz" hinzugenommen und wertet ihn mit immerhin 30 Prozent fürs Gesamtergebnis.

Die Unterschiede im Spitzenfeld sind meist gering. Beruhigenderweise sind keine roten Felder zu sehen, wie häufig bei anderen Reifentests.

(Bild: ADAC)

Dass eine gute Umweltbilanz keine Abwertung in der Sicherheit bedeuten muss, zeigt als einziger Reifen im Testfeld der Michelin Primacy 4+ mit der Auszeichnung "umweltschonender Reifen". Im Vergleich mit den anderen Produkten hat er einen geringen Abrieb und bringt es auch dank seines niedrigen Gewichts und des geringen Abrollwiderstands in der Rubrik "Umweltbilanz" auf die Bestnote 1,7.

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Die mit 2,2 bewertete Fahrsicherheit bringt ihm insgesamt den zweiten Rang mit Note 2,1 der Wertung. Nur ganz knapp davor schafft sich der Continental PremiumContact 7 mit der Gesamtnote 2,0 als Testsieger zu halten. Der Preis gibt keine echte Entscheidungshilfe, der Michelin ist mit 182 Euro das teuerste Spitzenprodukt, der Conti folgt mit 174 Euro und beide sind ihr Geld wert. Zum Vergleich: Das preisgünstigste Produkt heißt Linglong Sport Master und kostet 95 Euro. Den besten Preis-Leistungs-Kompromiss bietet der Kumho Ecsta HS52, der mit der Gesamtnote 2,3 mit geringem Abstand auf Platz drei kommt und dennoch nur 120 Euro kostet.

(fpi)