Supermarkt-Rallye-Auto im Test: Toyota GR Yaris

Toyota baut ein irres Auto als Rallye-Homologationsmodell für die Saison des wirren Jahres 2020. Akio Toyoda hält weiter Wort: Es ist ein tolles Fahrer-Auto.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Toyota Yaris GR

(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Jeder Mensch, dessen Bluttest auch nur einen Hauch von Benzin ausweist, hat mittlerweile von Toyotas GR Yaris gehört. Der Hype ist so groß, dass sich manche bereits vor der dem Überhype gern folgenden Enttäuschung fürchten. "Was ist so besonders an diesem Auto?", fragen sich Fahrer, die sich bisher zum Beispiel für einen VW Polo GTI interessierten. Das Besondere ist schlicht: Toyota hat ein Rallye-Homologationsmodell alter Schule gebaut.

Anfang März 2021: Kalle Rovanperä fährt auf den ersten Platz der WRC-Gesamtwertung vor. Das Toyota Gazoo Racing World Rally Team führt die Herstellerwertung an. UND der GR Yaris lohnt sich ökonomisch als Serienfahrzeug. Win-Win-Win.

(Bild: Toyota)

Früher (tm) gab es häufiger Homologations-Sondermodelle für den Rallyesport. Die Kunden standen meistens schon Schlange, bevor das Werk überhaupt anlief, denn dieses Rennsport-Reglement schenkte der Menschheit Diamanten des Fahrzeugbaus: Lancia Stratos HF, Lancia Delta HF Integrale, Audi Sport quattro, Renault R5 Turbo, Subaru Impreza WRX STI, Mitsubishi Lancer Evolution, Ford RS200 – die Liste liest sich wie die feuchte Traumgarage jedes 16-jährigen Autofreaks, und sie tut das, weil diese Autos genau so viel Kompromisse für den legalen Straßenbetrieb machen, wie für Zulassung und Produktion nötig, um so viel Rennsport wie alles in allem möglich zu liefern. Wer ein schnelles, cooles Auto suchte, war bei den Homologationsmodellen immer an der richtigen Adresse, sowohl bei den eben gelisteten Rallye-Modellen als auch bei Tourenwagen-Specials wie BMWs herrlichen E30-M3 für die Teilnahme an der DTM.

Das aktuelle WRC-Reglement für die Gruppe A schreibt vor, dass der Hersteller 25.000 Stück eines Homologations-Basismodells in 12 Monaten produzieren muss. Das soll verhindern, dass Hersteller nur pro forma eine Handvoll Straßenautos raushauen, die ihren de-facto-Prototypenrennwagen legitimieren. Toyota baut den GR Yaris als dieses Basismodell für den Einsatz in der WRC. Wie beim Supra gibt es jedoch laut Toyota ein Geschäftsmodell, der GR Yaris soll also zumindest keine Verluste produzieren. Deshalb hat Toyota ob der hohen Nachfrage auch gleich klargemacht, dass die Nachfrage bedient werden soll: "Die 25.000 Stück sind kein Limit." Wir haben also eine Win-Win-Win-Situation: Ein Rallye-Auto mit Straßenzulassung und fairem Preis, das dem Hersteller Rennsport ermöglicht und trotzdem mit mindestens einem Altmaier (== eine schwarze Null) in der Bilanz steht.

Toyota GR Yaris außen (9 Bilder)

Für einen "Hot Hatch" ganz schön viel Bodenfreiheit. Für ein Rallye-Homologationsmodell genau richtig.
(Bild: Clemens Gleich)

Und der GR Yaris ist wirklich ein altmodisches Homologationsmodell: Das CFK-Dach ist extraniedrig, sodass man schon mit 180 cm Länge auf "Sitz ganz unten" zweifeln muss, welcher Helm da noch mit reinpassen soll. Die hintere Sitzbank liegt nur pro forma drin, sie ist praktisch nutzlos und nur dazu da, als Gewichtsminderungsmaßnahme entfernt zu werden. Die Aluminiumtüren scheppern. Der Rückspiegel verdeckt den Kurvenausgang rechtsherum und auch sonst recht viel. Der geringe Lenkeinschlag macht dich im Parkhaus trotz (oder wegen) Kleinstwagengröße zum virtuellen Vollidioten. Aber das alles sind Kompromisse, die man gern eingeht für das, was dieses Auto im Gegenzug liefert: Fahrspaß, so roh und fein wie ein Wagyu-Carpaccio – und wie ebendies nicht jedermanns Sache.